Samstag, 18. Oktober 2014

Grosse Visionen für den Bahnhof - SZ vom 17. Oktober 2014.


 


Große Visionen für den Bahnhof

Der Schweizer Besitzer ist bei der Umsetzung auf Hilfe angewiesen. Er braucht Geld – auch von der Stadt. Die ist bereits verschuldet.

Von Tina Soltysiak


Für manch einen ist Erwin Feurer ein Spinner. Jemand, der sich übernimmt, sich und der Stadt Leisnig zu viel zutraut. Vor einem knappen Jahr hat er den Bahnhof bei einer Auktion für 8500 Euro gekauft. Er will das Gebäude sichern. Und viel wichtiger noch: Er möchte, dass wieder Leben einzieht. Er hat Ideen. Nein, viel mehr. Er hat Visionen. Der Schweizer möchte den Bahnhof in eine „Visitenkarte für eine historische Altstadt“ verwandeln. So zumindest steht es in einem Konzept, das er der Stadt vorgelegt hat. Für ihn ist der Bahnhof ein „sozio-kulturelles Kommerz-, Kunst- und Bauprojekt“.

Welche Projekte schweben




dem Besitzer vor?




Prinzipiell geht es um Wohnen, Arbeiten, Leben im Bahnhof Leisnig. Erwin Feurer meint, dass zwei bis sechs Wohnungen, zwei bis vier Geschäfte sowie zwei permanente Ausstellungen und eine Gaststätte im Westflügel des Gebäudes eingerichtet werden könnten. Er will den Bahnhof zur touristischen Attraktion machen.

Woher will der Schweizer




das Geld dafür nehmen?




Im Konzept heißt es: „Da der Bahnhof – von wem auch immer – saniert werden muss, wird angeregt, sofort zur Sicherung der Finanzierung ein Spenden- und Gönnerkonto einzurichten.“ Dieses „wie auch immer“ ist der entscheidende Knackpunkt. Mit Eigenmitteln kann der Schweizer das umfangreiche Projekt nicht realisieren. „Die Eigentümergemeinschaft steht zwar gesund da, ist jedoch allein nicht in der Lage, die Restauration des Leisniger Bahnhofs materiell in jeder Hinsicht umfassend und vollkommen zu gewährleisten“, so Erwin Feurer. Die Gemeinschaft besteht aus der Com Media Vision AG und dem International Burnout Fund, deren Geschäftsführer Erwin Feurer selbst ist. Um den Bahnhof soweit herzurichten, dass er funktionstüchtig ist, seien rund 320000 Euro notwendig, schätzt der Besitzer. Das Geld wird für die Erschließung mit Strom, Wasser und Heizung, die Renovierung der Treppenhäuser und die Sanierung der Toiletten benötigt. Der Döbelner Bauplaner Maik Schroeder sei damit beauftragt, einen detaillierten Kostenvoranschlag zu erarbeiten. Erwin Feurer hofft auf Fördermittel, zum Beispiel aus dem Leader- oder Sachsenkreuz-plus-Programm. Dazu muss das Nutzungskonzept aber unter Dach und Fach sein. „Wenn die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind, könnten die weiteren Kosten aus dem Betrieb heraus und mittels Kreditfinanzierung zu beschaffen sein.“

Wie steht die Stadt




zu den Visionen?




Bürgermeister Tobias Goth (CDU) und Ortsvorsteher Michael Heckel stehen dem Engagement von Erwin Feurer aufgeschlossen gegenüber. Sie sind froh, dass etwas getan wird und der Bahnhof nicht dem Verfall preisgegeben wird. Das haben beide in der Vergangenheit mehrfach betont. „Wir als Stadt wollen uns weiterhin mit den Ideen auseinandersetzen und Erwin Feurer unterstützen“, so der Bürgermeister. Eine ausführliche Stellungnahme möchte er am Donnerstag im Stadtrat abgeben.

Wann erfahren die Leisniger




mehr Details zu den Vorhaben?




Für den 3. November laden Erwin Feurer und Tobias Goth in den Bahnhof ein. Ab 18 Uhr sind Vertreter der Vereine, ortsansässiger Firmen und des Denkmalschutzes sowie die Stadträte und Bürger willkommen. „Nach kurzer Besichtigung des Bahnhofsgebäudes wird Erwin Feurer sein Konzept vorstellen“, so der Bürgermeister. Um eine Bestätigung der Teilnahme wird unter Tel. 034321 66620 oder per E-Mail an
buergermeister@leisnig.de gebeten.

Was hat Erwin Feurer bisher




am Gebäude verändert?




Voraussetzung sowohl für ein Bau- als auch ein Nutzungskonzept ist eine gesicherte Bausubstanz. Daran wird bereits gearbeitet: Einige Fenster sind repariert, ein Großteil des Gebäudes wurde von Unrat und Schmutz befreit. Als Nächstes soll das Dach gesichert werden. „Ende September hat Maik Schroeder in meinem Auftrag einen Antrag auf Zuwendung zur Erhaltung eines Kulturdenkmals beim Referat Denkmalschutz gestellt“, so Erwin Feurer. Die dafür notwendigen Eigenmittel seien von der Eigentümergemeinschaft abgesichert.

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