Montag, 31. März 2014

SZ vom 8.1.2014

LeisnigMittwoch, 08.01.2014

Schweizer will Leisniger Bahnhof restaurieren

Erwin Feurer ist neuer Besitzer des Bahnhofs. Für 8500 Euro hat er ihn gekauft. Einen konkreten Plan hat er jedoch noch nicht.

Von Tina Soltysiak

Erwin Feurer strahlt Entschlossenheit aus. Seit dem 7. Dezember 2013 ist er der neue Eigentümer des Leisniger Bahnhof. Das leerstehende, vom Vandalismus gezeichnete Gebäude, will er wieder mit Leben füllen. Foto: André Braun
Erwin Feurer strahlt Entschlossenheit aus. Seit dem 7. Dezember 2013 ist er der neue Eigentümer des Leisniger Bahnhof. Das leerstehende, vom Vandalismus gezeichnete Gebäude, will er wieder mit Leben füllen. 
Foto: André Braun
©- keine angabe im hugo-archivsys

Wenn Erwin Feurer vom Leisniger Bahnhof spricht, leuchten seine Augen, seine Begeisterung für das Gebäude ist unüberhörbar. Er unterstreicht sie mit ausladenden Gesten. „Ich bewege mich zwischen einfachstem Handwerker und großen Visionen", sagt der Schweizer. Am Montag hat er deswegen den Schrubber in die Hand genommen und eine Putzaktion gestartet. „Ich habe auch schon ein kleines Büro eingerichtet", erzählt er gestern.

Seit dem 7. Dezember gehört ihm das Bahnhofsgebäude. Er hat es bei einer Auktion für 8500 Euro erworben. Ein Schnäppchen. „Aber ich muss auch noch kräftig in die Restaurierung investieren", sagt der 62-Jährige. Vor einigen Jahren hat es im Warteraum gebrannt. Die Spuren sind noch sichtbar. „Der Zustand des Bahnhofs ist gesund und nicht so marode, wie man denkt", erzählt er. Aber es sei noch einiges daran zu arbeiten.

Nach dem ersten Putzen innen will der neue Besitzer das Außengelände auf Vordermann bringen. Es soll beräumt werden, damit „es wieder ansehnlich wird". Konkrete Pläne zur Nutzung des Gebäudes hat er allerdings noch nicht. Er sagt selbst, dass die Erwartungen, die wohl zahlreiche Leisniger nun an ihn haben, heruntergeschraubt werden sollten. Ihm geht es zunächst einmal darum, den Bahnhof vor dem Verfall zu bewahren.

Zurzeit ist er damit beschäftigt, sich ein Netzwerk vor Ort aufzubauen. Der Bahner Andreas Riethig und der Referent der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Mittelsachsen Jörg Liebig gehören zum Beispiel bereits dazu. Seit dem Kauf steht er mit beiden in regen Kontakt. „Heute treffen wir uns das erste Mal persönlich", erzählt Eisenbahnfreund Riethig.

Erwin Feurer ist es wichtig, die Leisniger in seine Pläne einzubeziehen. „Ich möchte hören, fühlen, spüren, was hier geschehen ist und was die Menschen mit dem Bahnhof wollen", sagt der Schweizer Unternehmer. Er habe gespürt, dass in Leisnig ein großes Verlangen bestehe, den Bahnhof zu aktivieren. Ohne die Beteiligung und Mithilfe seitens der Öffentlichkeit könne er wenig ausrichten, betont er. Der Schweizer glaubt, dass er den Bahnhof nur durch Kommerz wiederbeleben kann. „Wenn es nach mir geht, würde ich gern ein reines Kunstprojekt aufziehen, aber das bringt kein Geld ein", erklärt Feurer. Er ist Realist. Aber auch ein Stück weit Visionär. „Wenn alles gut läuft, könnte Leisnig den schönsten Bahnhof Sachsens bekommen", sagt er – mit einem Augenzwinkern. Ein Bahnhof ist nämlich für ihn ein Aushängeschild für den öffentlichen Verkehr. Und zudem ein Treffpunkt für die Einheimischen. Mit dem Bahnhofsgebäude würden viele Bewohner besondere Erinnerungen verbinden. Auch deswegen sei es wichtig, das Bahnhofsgebäude zu erhalten und wieder zu beleben.

Fast noch ein wenig mehr liegt ihm aber der Erhalt der Bausubstanz am Herzen. Die Architektur des Bahnhofs habe etwas Neogotisches. Nicht zuletzt aufgrund der Bogenarkaden über dem Portal. „Für mich ist Bahnhof so etwas wie eine große Antiquität", sagt Erwin Feurer.

Dass eine Instandsetzung dem Bahnhof guttun würde, zeigt der aktuelle Zustand des Gebäudes, an dem der Vandalismus seine Spuren hinterlassen hat: Der Putz bröckelt, die Fassade ist schmutzig, so gut wie jede Öffnung ist zugenagelt, Glasscheiben gibt es fast keine mehr, Fenstern und Türen sind mit Plakaten beklebt.

Feurer ist sich darüber im Klaren, dass die Lage des Leisniger Bahnhofs nicht gerade günstig ist. Er befindet sich weit weg vom Zentrum. Aber die Stadt hat eine Infrastruktur geschaffen, die das Ganze wieder relativiere. Der Vorplatz war von der Stadt ansprechend gestaltet worden. Zwischen dem Bahnhof und dem Marktplatz fahren regelmäßig Busse.

Erst im vergangenen Jahr hatte sich ein anderer Bahnhofssanierer die Zähne an dem Leisniger Objekt ausgebissen. Christian Skrodzki aus dem Allgäu hatte das Gebäude zum Bürgerbahnhof umgestalten wollen. Schließlich hat er in seiner Heimatstadt Leutkirch ein solches Projekt erfolgreich realisieren können. Beim Vororttermin zeigte er sich jedoch entsetzt über den Zustand. Er gab sein Engagement auf.

Erwin Feurer ist sich darüber im Klaren, dass ein Bürgerbahnhof wie in Leutkirch, an dem sich die Anwohner auch finanziell beteiligen, in Leisnig wohl nicht realisierbar ist: „Jeder Bahnhof ist individuell, man muss auf die Begebenheit vor Ort achten." Dennoch hält er an seinem Ziel, den Bahnhof zu reaktivieren, fest. Er möchte auch Arbeitsplätze schaffen.


Ab iphone gesendet

Feurer Fine Art
Erwin Feurer
Buch 43
CH-9322 Egnach

0041 79 335 08 12 (Natel)
0041 71 470 05 03 (Tel/Fax)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen